Tipps zum Kürbisanbau

Die hier dargestellten Tipps zum Anbau basieren auf Erfahrungen mit sehr sandigen Böden [Wasdow, Mecklenburg-Vorpommern] und (teils sandigen) Lehmböden [Reichenow-Möglin, Brandenburg] und den dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen auf Flächen von bis zu 1 ha (100 x 100 Meter) unter Bedingungen des ökologischen Landbaus.

Direktsaat oder Pflanzung? Beides geht. Bei der Pflanzung lassen sich bis zu 3 Wochen Kulturzeit durch Vorkultur "dazugewinnen", was sich bei Sorten mit langen Kulturzeiten (ab 110 Tagen) in hiesigen Breiten lohnt, denn sonst reifen die Früchte nicht aus. Bei Klassikern wie Hokkaidos oder dem im Spreewald so beliebten "Gelben Zentner" ist das nicht notwendig, es sei denn, Sie wollen schon Anfang August Kürbisse ernten. Eine Direktsaat ist wesentlich weniger arbeitsintensiv und ab Mitte Mai nach garantierter Frostfreiheit angeraten. In warmen Frühjahren kann man Ende April die Kerne in den Boden stecken und ein Glücksspiel wagen: Fallen die Eisheiligen sehr milde aus, sind Sie der Natur 4 Wochen voraus. Ein Spätfrost (Eisheiligen) vernichtet hingen den gesamten Bestand und Sie beginnen von vorne.

Mit dem Vorziehen von Pflanzen sollte nicht vor der dritten Aprildekade begonnen werden, da die Pflanzen beim Auf-den-Acker-bringen auf keinen Fall größer als die beiden Keimblättern + 2 ausgebildete Blätter sein sollten. Größer gewordene Pflanzen geraten in ein Wachstumsstopp nach der Pflanzung und verlieren nahezu ihren gesamten Wuchsvorsprung gegenüber direktgesäten Kürbissen.

Der Pflanzenabstand, egal ob gesät oder gepflanzt, gehört zu den umstrittensten Gebieten der Kürbisbauern, es gibt verschiedene Meinungen. Vorweg sei gesagt, einzeln stehende Pflanzen bilden die meisten und größten Früchte. Will man extra-große Früchte, sollte nur eine Frucht an der Pflanze belassen werden und der Pflanze 15 m² Platz gegeben werden. Aus ackerbaulicher Sicht ist das natürlich nicht sinnvoll. Da ich keine chemischen Unkrautvernichtungsmittel einsetzen möchte, habe ich zum einen Interesse an kräftigen widerstandsfähigen Pflanzen und, dass sich der Bestand zumindest anfänglich gut hacken lässt, aber auch schnell zuzieht, um dem neukeimenden Unkraut das Licht zu nehmen. Bewährt hat sich eine 80 cm Doppelreihe mit 6 m Reihenabstand bei starkrankenden Sorten, 2,50m Reihenabstand bei buschig wachsenden oder kaum rankenden Sorten. Innerhalb der Reihe sind Abstände von 60 cm ok. Dieser Pflanzenabstand entspricht 1m²/Pflanze für die Buschigen und 2m²/Pflanze für die Starkrankenden.

Pflanzabstand

Von der teilweise von Kollegen praktizierten Pflanzung auf schwarzer Mulchfolie halte ich nichts, auch wenn durch die schnellere Bodenerwärmung im Frühjahr der Pflanze Wuchsvorteile (bis zu 14 Tagen zu Vergleichspflanzungen) erzielt werden. Die Folie an sich und deren Ausbringung, aber insbesondere deren Entsorgung sind ein Kostenfaktor, der sich speziell bei Lagergemüsen nicht auszahlt. Ein solcher Anbau macht in meinen Augen nur Sinn, wenn es um die Kulturzeitverlängerung von Raritäten mit Reifezeiten von 135 bis 150 Tagen geht, vor allem in Kombination mit Vorkultur.

Bewässerung: Entgegen der landläufigen Meinung, dass Kürbisse viel Wasser benötigen würden und ohne Bewässerung nicht kultiviert werden können, zeigen meine Erfahrungen, dass Perioden bis zu 4 Wochen ohne Regen problemlos überstanden werden. In sogenannten Jahrhundertsommern mit 6 bis 8 Wochen Trockenheit bekommt jeder Kultur Wasser, auch dem Kürbis. Ist ein Kürbis erstmal angewachsen, kann er neben seinen Flachwurzeln durchaus bis 1 Meter tief in den Boden wurzeln und übersteht selbst solche Extremsommer. Wässern ist aber beim Anwachsen der jungen Pflanzen notwendig, insbesondere wenn die Pflanzung nach den Eisheiligen in eine fast frühsommerliche längere Trockenperiode im Mai fällt.

Nährstoffbedarf: Dass Kürbisse wahre Nährstoffzehrer wären, ist eine weiterer weitverbreiteter Irrtum und stammt wahrscheinlich von Bild des Kürbisses, der den bäuerlichen Mist- oder des Kleingärtners Komposthaufen überwuchert. Das schattenspendende Kürbislaub ist aber in den heißen Sommern für die Restehaufen wesentlich gewinnbringender als das Nährstoffüberangebot aus ihnen für den Kürbis. 100 kg/ha Stickstoff (N) und ein gerüttet Maß an Kali (K) je nach Bodenart 150 bis 300 kg/ha sind die gemüsebaulichen Lehrmeinung hinreichend (kg/ha dividiert durch 10 = g/m²). Wer aus ökologischen Gründen keine mineralischen Dünger einsetzen will, kann auf den Stickstoff verzichten, wenn organisch gedüngt wurde (stickstoffsammelnde Vorfrüchte, Gründüngung, Mist, Kompost). Beim Kali hingegen bin ich skeptisch, da sein Vorhandensein äußerst wichtig ist für die Ausfärbung, die Haltbarkeit und vor allem die Pflanzen wesentlich trockenstressresitenter macht. Kürbisse bevorzugen leichte Böden, Staunässe führt häufig zu Kümmerwuchs und sehr schlechtem Ertrag. Bei schweren Böden in Kombination mit sehr nassen Jahren kann es zum Totalausfall kommen.

Die Ernte beginnt je nach jährlichem Witterungsverlauf Mitte bis Ende August und kann bis zum Absterben der Pflanze (entweder durch Mehltaubefall, der durch die Herbstfeuchtigkeit gefördert wird oder durch den ersten Frost) dauern. Ertragreiche Kürbisse mit relativ kurzer Entwicklungsdauer (<95 Tage) wie Hokkaidos können 2 mal beerntet werden. Bei allen anderen ist eine Vollernte im September am praktikabelsten. Wichtig ist, dass der Stielansatz am Kürbis verbleibt und gut abtrocknet und verkorkt, um Fäulniserregern keine Eintrittspforte zu bieten. Der Stiel sollte aber auch nicht zu lang sein, ist er einmal verhärtet verletzt (durch aufritzen) er gern die Haut der anderen beim Transport, was deren Lagerfähigkeit erheblich reduziert. Geerntete Kürbisse sollten vorsichtig von Sand und Erde befreit werden, am besten an einem sonnigen Herbsttag durch behutsames Abwischen oder schonendes Abwaschen der Verschmutzungen.

_______________________________________